Ein Erfahrungsbericht zwischen Rotstift, Thesis-Chaos und dem Versuch, die akademische Welt ein bisschen ehrlicher zu machen.
Es gibt Momente im akademischen Leben, die sich brennen wie ein schlecht formatierter Literaturverweis: der Augenblick, in dem man merkt, dass die letzten 40 Seiten zwar voller Wörter, aber ohne Struktur sind. Oder wenn drei Betreuer ein und dieselbe Arbeit sehen – und drei komplett unterschiedliche Meinungen haben. Genau da beginnt das Universum von „F.A.Q. Thesis – Ein unkonventioneller Ratgeber für Studenten, Professoren und Betreuer„.
Ich habe über zwanzig Abschlussarbeiten gelesen, mindestens zehn davon betreut und korrigiert. Und irgendwann dämmerte mir: Studierende können nicht schreiben – nicht, weil sie zu faul wären, sondern weil ihnen das System kaum beibringt, was „wissenschaftliches Schreiben„ außerhalb der Bibliotheksordnung wirklich bedeutet. Also habe ich aufgeschrieben, was sonst nur im Kaffeeraum der Betreuer gesagt wird: die wahren Anekdoten, Strategien und Absurditäten, die zwischen Deckblatt und Danksagung passieren.
Das Drama beginnt mit der Gliederung
Die erste Schreibkrise lauert meist schon im Inhaltsverzeichnis. Studierende lieben es, „Einleitung„ zu schreiben. Danach kommt der Abgrund. „Theoretischer Hintergrund„, „Empirie„, „Fazit„ – diese Kapitelüberschriften stehen dort wie Platzhalter, während der eigentliche Gedanke verzweifelt versucht, Ordnung zu finden. Viele glauben, dass Struktur das Ergebnis guter Inhalte ist – in Wahrheit ist sie deren Voraussetzung. Und genau hier scheitert der Mythos vom spontanen Schreiben.
Ein beliebter Moment: Der Studierende, der stolz seine 80-seitige Arbeit abgibt – und nach der Korrektur das Fazit liest, das identisch mit der Einleitung ist, nur im Perfekt. Struktur? Fehlanzeige. Das ist einer der Punkte, die ich in „F.A.Q. Thesis„ entzaubere: wie man Themen sinnvoll gliedert, wie Mindmapping tatsächlich funktionieren kann, und weshalb Betreuer den Satz „Ich hab mich an der Gliederung meines Kommilitonen orientiert„ mit einem nervösen Zucken quittieren.
Deckblatt vs. Inhalt – eine Liebesgeschichte
Ein universelles Muster: Je schöner das Deckblatt, desto größer das inhaltliche Risiko. Wer drei Schriftarten kombiniert, hat meist nicht mehr genug Energie für den Theorieteil. Und ja, im Buch steht es wirklich: „Das Deckblatt ist oft schöner als der Inhalt.„ Es ist kein böser Witz, sondern Ergebnis empirischer Feldbeobachtung. Ästhetik ersetzt keine Argumentationslogik. Leider bringt das niemand im Methodenkurs bei.
Manchmal jedoch offenbart die Gestaltung einen Charakterzug: Pedanten mit typografischer Leidenschaft feiern jedes Zeilenende, während improvisierende Chaoten alles in letzter Minute tun – vom Drucker testen bis zum Einfügen der Seitenzahlen. Beide Typen sind Studierende im Stress. Und beides ist okay. Aber wer beides gleichzeitig sein will, endet meist in kreativer Katastrophe.
Mindmapping: unterschätzt, missverstanden, lebensrettend
Kaum ein Thema wird von Betreuern so oft empfohlen und von Studierenden so wenig ernst genommen: Mindmapping. In den Händen der Geübten ist es ein Werkzeug der Erkenntnis, in den Händen der Überforderten ein buntes Chaos. Das Internet ist voll von Mindmap-Apps – von MindMeister bis XMind – aber was fehlt, ist die Fähigkeit, den Nutzen zu verstehen: Es geht nicht darum, die schönste Mindmap zu zeichnen, sondern die Gedanken sichtbar zu machen.
Im Buch zeige ich reale Beispiele, wie Studierende ihre Themen retten konnten, weil sie plötzlich erkannten, was sie eigentlich sagen wollten. „Wenn dein Betreuer sagt: Nutzen Sie mal Mindmapping„ – dann ist das kein sadistischer Ratschlag, sondern (manchmal jedenfalls) der Versuch, Struktur in die Gedankenleere zu bringen. Und nein, Mindmapping löst keine Schreibblockade – aber sie zeigt dir, wo sie beginnt.
Der Mythos vom Kolloquium als Tribunal
Das Kolloquium ist für viele die Endstation der Angst. Dabei ist es in 90 Prozent der Fälle keine inquisitorische Verhandlung, sondern ein formaler Akt mit leichten Plauderelementen. Nur, dass das niemand sagt. Studierende verbringen Wochen damit, ihre Präsentation zu perfektionieren, während kein Mensch überlegt, dass der Betreuer längst die Note beschlossen hat. Im Buch nenne ich das den „Mythos der letzten Chance„ – und breche ihn humorvoll: Wer seine Arbeit verstanden hat, besteht automatisch. Wer sie nicht verstanden hat, besteht meistens trotzdem – solange er empathisch wirkt.
Übrigens: Die häufigste unbewusste Reaktion von Studierenden im Kolloquium ist die Flucht in PowerPoint-Manie. Zu viele Folien, zu wenig Inhalt. Ein Betreuer sagte mir einmal: „Wenn ich schon beim dritten Diagramm das Gefühl habe, der Kandidat versteckt sich dahinter – dann weiß ich, wie der Rest lief.„ Genau das ist der Kern von „F.A.Q. Thesis„: ehrliche Alltagserkenntnisse jenseits akademischer Schnörkel.
Betreuer, Tutoren, Dozenten – die unsichtbaren Hauptfiguren
Wer Studienarbeiten korrigiert, wird zum Archäologen des studentischen Denkens. Zwischen roten Anmerkungen und Kommentarfeldern spielt sich eine stille Pädagogik ab. Betreuer sind keine Feinde – meist eher stille Leidensgenossen. Denn sie wissen, dass jeder Kommentar, der in der PDF steht, nur zur Hälfte gelesen wird. Und trotzdem schreiben sie weiter. Aus Pflichtgefühl, manchmal aus Trotz, oft aus aufrichtigem Idealismus.
Im Buch nehme ich auch die Betreuerseite aufs Korn: die Typen, die jeden Absatz mit „ausbauen„ kommentieren, ohne zu erklären wie; die, die auf Anrufe nicht reagieren, bis die Deadline vorbei ist; oder die, die „Praxisbezug„ fordern, aber nie sagen, was das konkret bedeutet. Kurz: Betreuer sind Menschen, auch wenn sie oft so tun, als wären sie PDFs.
Korrekturlesen – der unterschätzte Endgegner
Kaum ein Punkt wird so systematisch ignoriert wie das Korrektorat. „Korrekturlesen ist nicht optional„ steht in F.A.Q. Thesis gleich mehrfach. Und das mit Grund: Eine gute Arbeit scheitert selten am Inhalt, sondern am Ausdruck – und an Tippfehlern. Es gibt Studierende, die keine Seite ohne „siehe Anhang„ überleben. Andere, die glauben, Word korrigiere automatisch. Der Satz „Drucker testen, bevor du Freitag 16 Uhr druckst„ ist nicht übertrieben, sondern empirisch notwendig.
Wer einmal im Copyshop stand, während der Toner leer war, weiß: akademisches Schreiben ist auch ein logistisches Abenteuer. Und genau diese Alltagsrealität, die in keinem Methodenskript steht, zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden – oder besser: ein Korrekturstift.
Warum dieses Buch?
„F.A.Q. Thesis„ ist entstanden, weil es kein Buch gab, das ehrlich und humorvoll über den realen Prozess des Schreibens spricht. Es gibt Hunderte Ratgeber über Zitation, Forschungslücken, Theoriebildung – aber kaum einer über das echte Chaos dazwischen. Ich wollte ein Werk, das gleichermaßen Studierende, Betreuer und Ehemalige anspricht: jene, die mitten im Sturm stehen, und jene, die mit wohligem Schaudern zurückblicken.
Es ist kein Lehrbuch, sondern eine Feldstudie. Kein Lehrplan, sondern Erfahrungsarchiv. Und vielleicht deshalb begreift es die „Thesis„ nicht als Endprodukt, sondern als Ritual – eine Form des intellektuellen Erwachsenwerdens. Denn wer einmal eine Abschlussarbeit überlebt hat, kann fast alles überleben.
Die Social-Media-Reise: Humor trifft Schreibtrauma
Für das Buch hat sich eine Social-Media-Strategie entwickelt, die die Zielgruppe dort abholt, wo sie wirklich ist: zwischen Prokrastination und Deadline. Statt Hochglanzbildern stehen ironische Posts im Vordergrund. Der Klassiker: „20 Abschlussarbeiten später…„ – ein Karussell, das mit Aphorismen wie „Das Deckblatt ist oft schöner als der Inhalt„ oder „Wenn du das Wort ‚Zielsetzung‚ hörst – und Panik bekommst„ den Schreiballtag entlarvt.
Oder als Reel auf Instagram: Wenn der Betreuer sagt „Nutzen Sie mal Mindmapping„, und man selbst von bunten Zetteln überflutet wird, bevor plötzlich Struktur entsteht. Dazu ein Off-Text mit trockenem Humor und am Ende das Buch als „Tool, das dir als Betreuer nie jemand gezeigt hat.„
Auf LinkedIn wiederum funktioniert das ehrlicher: „Ich wollte den Ratgeber schreiben, den ich damals selbst gebraucht hätte.„ – eine Haltung, die Resonanz erzeugt. Denn jeder in der akademischen Welt kennt das Gefühl, zwischen Theorie und Praxis zerrieben zu werden. Der Post funktioniert besonders gut, wenn er begleitet wird von echten Zitaten aus Betreuungsgesprächen. Der Effekt: Komplizenschaft statt Distanz.
Die nostalgische Zielgruppe
Ein unterschätzter Faktor sind ehemalige Studierende, die inzwischen im Berufsleben angekommen sind – und beim Scrollen diesen einen Satz lesen: „Das Kolloquium ist kein Gerichtssaal. Meistens.„ Zack – Flashback. Sofort sind sie gedanklich wieder in ihrem Seminarraum von 2015, beim ersten Kaffeefleck auf der Druckversion. Für diese Gruppe ist „F.A.Q. Thesis„ ein Stück heilsame Selbstironie – eine Erinnerung daran, dass sie das alles überlebt haben. Und ein Grund zur Schadenfreude, dass neue Generationen jetzt denselben Wahnsinn durchleben.
Authentizität statt Hochglanz
Die Kampagne setzt bewusst auf Authentizität statt Ästhetik. Kein perfektes Licht, keine drapierten Notizbücher. Stattdessen echte Screenshots, handschriftliche Notizen, kleine Zitate aus realen Arbeiten (anonymisiert, versteht sich). So entsteht eine visuelle Sprache, die Betreuer und Studierende gleichermaßen anspricht – ironisch, aber empathisch. Denn Humor funktioniert, wenn er von Erfahrung getragen wird.
Das Buch als Brücke – zwischen Theorie und Realität
Am Ende ist „F.A.Q. Thesis„ kein weiteres Buch über wissenschaftliches Schreiben, sondern ein Spiegelbild der Hochschulrealität. Für Studierende ist es eine Überlebenshilfe, für Betreuer eine Selbstreflexion, für alle anderen eine Satire mit pädagogischem Mehrwert. Wenn man so will: die akademische Version eines Erste-Hilfe-Kits – mit Zitationsgenerator statt Pflaster.
Und vielleicht, nur vielleicht, gelingt es damit, die kollektive Nervenkrise namens Abschlussarbeit ein Stück erträglicher zu machen.
Zum Abschluss: Drei Wahrheiten aus zwanzig Arbeiten
- Kein Deckblatt rettet eine schlechte Theorie.
- Mindmaps sind keine Kunstwerke, sondern Denkwerkzeuge.
- Betreuer wollen helfen – sie wissen nur oft selbst nicht wie.
Deshalb: Drucker testen, Quellen sichern, Humor behalten – und das Buch lesen, bevor du durchdrehst.
F.A.Q. Thesis – für alle, die (noch) nicht durchdrehen wollen.
Erhältlich im Selbstverlag via tredition, aber auch in gängigem Buchhandel.