📚 Warum Studierende nicht schreiben lernen

Ein Erfahrungsbericht zwischen Rotstift, Thesis-Chaos und dem Versuch, die akademische Welt ein bisschen ehrlicher zu machen.

Es gibt Momente im akademischen Leben, die sich brennen wie ein schlecht formatierter Literaturverweis: der Augenblick, in dem man merkt, dass die letzten 40 Seiten zwar voller Wörter, aber ohne Struktur sind. Oder wenn drei Betreuer ein und dieselbe Arbeit sehen – und drei komplett unterschiedliche Meinungen haben. Genau da beginnt das Universum von „F.A.Q. Thesis – Ein unkonventioneller Ratgeber fĂŒr Studenten, Professoren und Betreuer“.

Ich habe ĂŒber zwanzig Abschlussarbeiten gelesen, mindestens zehn davon betreut und korrigiert. Und irgendwann dĂ€mmerte mir: Studierende können nicht schreiben – nicht, weil sie zu faul wĂ€ren, sondern weil ihnen das System kaum beibringt, was „wissenschaftliches Schreiben“ außerhalb der Bibliotheksordnung wirklich bedeutet. Also habe ich aufgeschrieben, was sonst nur im Kaffeeraum der Betreuer gesagt wird: die wahren Anekdoten, Strategien und AbsurditĂ€ten, die zwischen Deckblatt und Danksagung passieren.

Das Drama beginnt mit der Gliederung

Die erste Schreibkrise lauert meist schon im Inhaltsverzeichnis. Studierende lieben es, „Einleitung“ zu schreiben. Danach kommt der Abgrund. „Theoretischer Hintergrund“, „Empirie“, „Fazit“ – diese KapitelĂŒberschriften stehen dort wie Platzhalter, wĂ€hrend der eigentliche Gedanke verzweifelt versucht, Ordnung zu finden. Viele glauben, dass Struktur das Ergebnis guter Inhalte ist – in Wahrheit ist sie deren Voraussetzung. Und genau hier scheitert der Mythos vom spontanen Schreiben.

Ein beliebter Moment: Der Studierende, der stolz seine 80-seitige Arbeit abgibt – und nach der Korrektur das Fazit liest, das identisch mit der Einleitung ist, nur im Perfekt. Struktur? Fehlanzeige. Das ist einer der Punkte, die ich in „F.A.Q. Thesis“ entzaubere: wie man Themen sinnvoll gliedert, wie Mindmapping tatsĂ€chlich funktionieren kann, und weshalb Betreuer den Satz „Ich hab mich an der Gliederung meines Kommilitonen orientiert“ mit einem nervösen Zucken quittieren.

Deckblatt vs. Inhalt – eine Liebesgeschichte

Ein universelles Muster: Je schöner das Deckblatt, desto grĂ¶ĂŸer das inhaltliche Risiko. Wer drei Schriftarten kombiniert, hat meist nicht mehr genug Energie fĂŒr den Theorieteil. Und ja, im Buch steht es wirklich: „Das Deckblatt ist oft schöner als der Inhalt.“ Es ist kein böser Witz, sondern Ergebnis empirischer Feldbeobachtung. Ästhetik ersetzt keine Argumentationslogik. Leider bringt das niemand im Methodenkurs bei.

Manchmal jedoch offenbart die Gestaltung einen Charakterzug: Pedanten mit typografischer Leidenschaft feiern jedes Zeilenende, wĂ€hrend improvisierende Chaoten alles in letzter Minute tun – vom Drucker testen bis zum EinfĂŒgen der Seitenzahlen. Beide Typen sind Studierende im Stress. Und beides ist okay. Aber wer beides gleichzeitig sein will, endet meist in kreativer Katastrophe.

Mindmapping: unterschÀtzt, missverstanden, lebensrettend

Kaum ein Thema wird von Betreuern so oft empfohlen und von Studierenden so wenig ernst genommen: Mindmapping. In den HĂ€nden der GeĂŒbten ist es ein Werkzeug der Erkenntnis, in den HĂ€nden der Überforderten ein buntes Chaos. Das Internet ist voll von Mindmap-Apps – von MindMeister bis XMind – aber was fehlt, ist die FĂ€higkeit, den Nutzen zu verstehen: Es geht nicht darum, die schönste Mindmap zu zeichnen, sondern die Gedanken sichtbar zu machen.

Im Buch zeige ich reale Beispiele, wie Studierende ihre Themen retten konnten, weil sie plötzlich erkannten, was sie eigentlich sagen wollten. „Wenn dein Betreuer sagt: Nutzen Sie mal Mindmapping“ – dann ist das kein sadistischer Ratschlag, sondern (manchmal jedenfalls) der Versuch, Struktur in die Gedankenleere zu bringen. Und nein, Mindmapping löst keine Schreibblockade – aber sie zeigt dir, wo sie beginnt.

Der Mythos vom Kolloquium als Tribunal

Das Kolloquium ist fĂŒr viele die Endstation der Angst. Dabei ist es in 90 Prozent der FĂ€lle keine inquisitorische Verhandlung, sondern ein formaler Akt mit leichten Plauderelementen. Nur, dass das niemand sagt. Studierende verbringen Wochen damit, ihre PrĂ€sentation zu perfektionieren, wĂ€hrend kein Mensch ĂŒberlegt, dass der Betreuer lĂ€ngst die Note beschlossen hat. Im Buch nenne ich das den „Mythos der letzten Chance“ – und breche ihn humorvoll: Wer seine Arbeit verstanden hat, besteht automatisch. Wer sie nicht verstanden hat, besteht meistens trotzdem – solange er empathisch wirkt.

Übrigens: Die hĂ€ufigste unbewusste Reaktion von Studierenden im Kolloquium ist die Flucht in PowerPoint-Manie. Zu viele Folien, zu wenig Inhalt. Ein Betreuer sagte mir einmal: „Wenn ich schon beim dritten Diagramm das GefĂŒhl habe, der Kandidat versteckt sich dahinter – dann weiß ich, wie der Rest lief.“ Genau das ist der Kern von „F.A.Q. Thesis“: ehrliche Alltagserkenntnisse jenseits akademischer Schnörkel.

Betreuer, Tutoren, Dozenten – die unsichtbaren Hauptfiguren

Wer Studienarbeiten korrigiert, wird zum ArchĂ€ologen des studentischen Denkens. Zwischen roten Anmerkungen und Kommentarfeldern spielt sich eine stille PĂ€dagogik ab. Betreuer sind keine Feinde – meist eher stille Leidensgenossen. Denn sie wissen, dass jeder Kommentar, der in der PDF steht, nur zur HĂ€lfte gelesen wird. Und trotzdem schreiben sie weiter. Aus PflichtgefĂŒhl, manchmal aus Trotz, oft aus aufrichtigem Idealismus.

Im Buch nehme ich auch die Betreuerseite aufs Korn: die Typen, die jeden Absatz mit „ausbauen“ kommentieren, ohne zu erklĂ€ren wie; die, die auf Anrufe nicht reagieren, bis die Deadline vorbei ist; oder die, die „Praxisbezug“ fordern, aber nie sagen, was das konkret bedeutet. Kurz: Betreuer sind Menschen, auch wenn sie oft so tun, als wĂ€ren sie PDFs.

Korrekturlesen – der unterschĂ€tzte Endgegner

Kaum ein Punkt wird so systematisch ignoriert wie das Korrektorat. „Korrekturlesen ist nicht optional“ steht in F.A.Q. Thesis gleich mehrfach. Und das mit Grund: Eine gute Arbeit scheitert selten am Inhalt, sondern am Ausdruck – und an Tippfehlern. Es gibt Studierende, die keine Seite ohne „siehe Anhang“ ĂŒberleben. Andere, die glauben, Word korrigiere automatisch. Der Satz „Drucker testen, bevor du Freitag 16 Uhr druckst“ ist nicht ĂŒbertrieben, sondern empirisch notwendig.

Wer einmal im Copyshop stand, wĂ€hrend der Toner leer war, weiß: akademisches Schreiben ist auch ein logistisches Abenteuer. Und genau diese AlltagsrealitĂ€t, die in keinem Methodenskript steht, zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden – oder besser: ein Korrekturstift.

Warum dieses Buch?

„F.A.Q. Thesis“ ist entstanden, weil es kein Buch gab, das ehrlich und humorvoll ĂŒber den realen Prozess des Schreibens spricht. Es gibt Hunderte Ratgeber ĂŒber Zitation, ForschungslĂŒcken, Theoriebildung – aber kaum einer ĂŒber das echte Chaos dazwischen. Ich wollte ein Werk, das gleichermaßen Studierende, Betreuer und Ehemalige anspricht: jene, die mitten im Sturm stehen, und jene, die mit wohligem Schaudern zurĂŒckblicken.

Es ist kein Lehrbuch, sondern eine Feldstudie. Kein Lehrplan, sondern Erfahrungsarchiv. Und vielleicht deshalb begreift es die „Thesis“ nicht als Endprodukt, sondern als Ritual – eine Form des intellektuellen Erwachsenwerdens. Denn wer einmal eine Abschlussarbeit ĂŒberlebt hat, kann fast alles ĂŒberleben.

Die Social-Media-Reise: Humor trifft Schreibtrauma

FĂŒr das Buch hat sich eine Social-Media-Strategie entwickelt, die die Zielgruppe dort abholt, wo sie wirklich ist: zwischen Prokrastination und Deadline. Statt Hochglanzbildern stehen ironische Posts im Vordergrund. Der Klassiker: „20 Abschlussarbeiten spĂ€ter
“ – ein Karussell, das mit Aphorismen wie „Das Deckblatt ist oft schöner als der Inhalt“ oder „Wenn du das Wort ‚Zielsetzung‘ hörst – und Panik bekommst“ den Schreiballtag entlarvt.

Oder als Reel auf Instagram: Wenn der Betreuer sagt „Nutzen Sie mal Mindmapping“, und man selbst von bunten Zetteln ĂŒberflutet wird, bevor plötzlich Struktur entsteht. Dazu ein Off-Text mit trockenem Humor und am Ende das Buch als „Tool, das dir als Betreuer nie jemand gezeigt hat.“

Auf LinkedIn wiederum funktioniert das ehrlicher: „Ich wollte den Ratgeber schreiben, den ich damals selbst gebraucht hĂ€tte.“ – eine Haltung, die Resonanz erzeugt. Denn jeder in der akademischen Welt kennt das GefĂŒhl, zwischen Theorie und Praxis zerrieben zu werden. Der Post funktioniert besonders gut, wenn er begleitet wird von echten Zitaten aus BetreuungsgesprĂ€chen. Der Effekt: Komplizenschaft statt Distanz.

Die nostalgische Zielgruppe

Ein unterschĂ€tzter Faktor sind ehemalige Studierende, die inzwischen im Berufsleben angekommen sind – und beim Scrollen diesen einen Satz lesen: „Das Kolloquium ist kein Gerichtssaal. Meistens.“ Zack – Flashback. Sofort sind sie gedanklich wieder in ihrem Seminarraum von 2015, beim ersten Kaffeefleck auf der Druckversion. FĂŒr diese Gruppe ist „F.A.Q. Thesis“ ein StĂŒck heilsame Selbstironie – eine Erinnerung daran, dass sie das alles ĂŒberlebt haben. Und ein Grund zur Schadenfreude, dass neue Generationen jetzt denselben Wahnsinn durchleben.

AuthentizitÀt statt Hochglanz

Die Kampagne setzt bewusst auf AuthentizitĂ€t statt Ästhetik. Kein perfektes Licht, keine drapierten NotizbĂŒcher. Stattdessen echte Screenshots, handschriftliche Notizen, kleine Zitate aus realen Arbeiten (anonymisiert, versteht sich). So entsteht eine visuelle Sprache, die Betreuer und Studierende gleichermaßen anspricht – ironisch, aber empathisch. Denn Humor funktioniert, wenn er von Erfahrung getragen wird.

Das Buch als BrĂŒcke – zwischen Theorie und RealitĂ€t

Am Ende ist „F.A.Q. Thesis“ kein weiteres Buch ĂŒber wissenschaftliches Schreiben, sondern ein Spiegelbild der HochschulrealitĂ€t. FĂŒr Studierende ist es eine Überlebenshilfe, fĂŒr Betreuer eine Selbstreflexion, fĂŒr alle anderen eine Satire mit pĂ€dagogischem Mehrwert. Wenn man so will: die akademische Version eines Erste-Hilfe-Kits – mit Zitationsgenerator statt Pflaster.

Und vielleicht, nur vielleicht, gelingt es damit, die kollektive Nervenkrise namens Abschlussarbeit ein StĂŒck ertrĂ€glicher zu machen.

Zum Abschluss: Drei Wahrheiten aus zwanzig Arbeiten

  • Kein Deckblatt rettet eine schlechte Theorie.
  • Mindmaps sind keine Kunstwerke, sondern Denkwerkzeuge.
  • Betreuer wollen helfen – sie wissen nur oft selbst nicht wie.

Deshalb: Drucker testen, Quellen sichern, Humor behalten – und das Buch lesen, bevor du durchdrehst.

F.A.Q. Thesis – fĂŒr alle, die (noch) nicht durchdrehen wollen.

ErhÀltlich im Selbstverlag via tredition, aber auch in gÀngigem Buchhandel.

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