Es kommt ein Rat, ganz ungefragt,
und weis natürlich alles besser!
Da fühlt es sich im Herzen an,
wie ein scharf geschliff‘nes Messer.Da liegt es nun, kalt und
blutig tropfend vor den Füßen,
rot blitzend, klagend gar,
Ratgeber, du musst büßen!Was gut gemeint ist,
ist oft schlecht getroffen,
manches bleibt besser ungesagt,
manche Fragen lieber offen.
Es ist bezeichnend, wie leicht ein einzelner Satz die feine Membran zwischen Nähe und Distanz durchschneidet. „Gut gemeint„ ist selten „gut gemacht„. Der spontane Rat – meist ehrlich, oft belehrend – übersieht, dass Worte Klingen tragen. Schärfe, Richtung, Tiefe. Und so wird Hilfe schnell zur Wunde.
Vielleicht liegt die Kunst des Miteinanders nicht im Sprechen, sondern im Aushalten. In der Erkenntnis, dass nicht jedes Problem eine Antwort braucht, und nicht jede Stille Desinteresse bedeutet. Der wahre Rat ist jener, der nur dann gegeben wird, wenn Schweigen keine Option mehr ist.