Diagnose

Es feuern die Neuronen
Gedanken durch den Raum,
zahlreich so wie Blätter,
am sommerlichen Espenbaum.

Sie rascheln, wispern, diskutieren,
alle Themen einfach durcheinand‘,
als gäb‘ es was zu motivieren,
was eben noch die Neugier fand.

Stimmen reden durcheinander,
mal kontra, manchmal pro,
werfen sich Aspekte zu,
und Schlüsse sowieso.

Es kostet Kraft sie zu durchdringen,
zu sortieren, zu wichten ob groß, ob klein,
zu finden eine rote Schnur,
um gedanklich sich zu freien.

Pausen sind nichts für mein Denken,
haben wir noch nie gemacht,
Infos sammeln sich in Senken,
tagsüber oder in der Nacht.

 

Manchmal wirkt Denken wie ein ungebetener Algorithmus: selbstlernend, unaufhörlich, schwer zu stoppen. Die Neuronen feuern, wie sie wollen – und der Kopf spielt Dispatcher im eigenen Chaos. Ordnung ist ein Sehnsuchtsort, kein Zustand.

Vielleicht ist dieses neuronale Rauschen gar keine Störung, sondern der Ursprung kreativer Energie. Gedanken sind ungeduldig, wollen laufen, kollidieren, tanzen. Und vielleicht liegt die Kunst nicht im Sortieren, sondern im Aushalten. Denn Schweigen im Kopf ist keine Stille, sondern eine fehlende Frequenz.

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